Europa, wir kommen - Rückschau auf die EM-Qualifikation

Montag, 23.10.2023

Jedes Jahr nominiert die Traber-Allianz als deutscher Mitgliedsverein der FEGAT die Teilnehmenden für die Amateur-Europameisterschaften. Seit 2022 in einem sportlichen Wettbewerb, aus dem in diesem Jahr Julia Holzschuh und Peter Platzer als Punktbeste hervorgingen und 2024 den Deutschland-Dress tragen dürfen.

In der Vor-Corona-Zeit wurde stets das bestplatzierte Mitglied der Traber-Allianz aus der Deutschen Amateurmeisterschaft je Geschlecht für die beiden EMs des Folgejahres nominiert. Dieses Procedere erschien weder der Traber-Allianz noch dem HVT mehr als zeitgemäß, weil Glück und Zugriff auf passende Pferde entscheidender war als Können und es einige Amateure systematisch benachteiligte, weshalb 2022 erstmals ein sportlicher Wettstreit zur Ermittlung der beiden Nominierten entwickelt wurde. Während sich 2022 die Amateure in insgesamt acht ausgeschriebenen Rennen in den vier trabrennnsportlichen Regionen qualifizieren konnten und dann in zwei Läufen mit zugelosten Pferden in München-Daglfing um Punkte kämpften (Linda Matzky und Bernd Nebel setzten sich durch), so wurde der Modus für 2023 angepasst.

Aus den vier Regionen wurde jeweils der bzw. die siegreichste Amateurfahrer*in 2022 ermittelt. Diese vier stellten die erste Hälfte des Teilnehmerfeldes. Die zweite Hälfte setzte sich aus den Siegern aus vier Qualifikationsrennen in jeder Region zusammen. Das Teilnehmerfeld:

Siegreichste Amateure der vier Regionen (meiste Siege in Amateurfahren 2022 auf Bahnen regelm. Veranstalter / A+B-Bahnen):

  • Hamburg: Tom Karten
  • NRW: Thomas Maaßen
  • Berlin: Sarah Kube
  • Bayern: Peter Platzer

Berlin = Karlshorst, Mariendorf; NRW = Dinslaken, Gelsenkirchen, Mönchengladbach; Bayern = München-Daglfing, Pfarrkirchen, Straubing

Weitere qualifizierte Fahrer*innen

  • Emma Stolle (Rennen Hamburg)
  • Martin Geineder (Rennen München)
  • Cathrin Bot-Nimczyk (Rennen Mönchengladbach), aufgrund ihrer Absage rückte Julia Holzschuh nach
  • Jani Rosenberg (Rennen Berlin-Karlshorst)

Da die Traber-Allianz aus den Beiträgen ihrer Mitglieder die FEGAT-Gebühr trägt, ist eine Mitgliedschaft in der Traber-Allianz Voraussetzung, um für eine EM nominiert werden zu können.

Dank der Unterstützung des HVT und des BTV war es der Traber-Allianz im Jahr 2023 möglich, vier Rennen im Rahmen des Breeders Crown-Wochenendes durchzuführen. In diesen vier Rennen wurde um Punkte gekämpft und schon die Tatsache, dass es vier verschiedene Sieger*innen gab, zeugt von der fairen Verteilung von mehr bzw. weniger leistungsstarken Pferden.

Rennergebnisse und Punkteverteilung

Rennberichte aus der offiziellen Nachschau des BTV:

Samstag:

Die Amateurfahrer trugen die ersten beiden der insgesamt vier Qualifikationsläufe für die im nächsten Jahr getrennt voneinander stattfindenden Europameisterschaften der Damen (auf Malta) und der Herren (in Belgien) aus. Beide Läufe waren mit lukrativen 6.000 Euro Preisgeld dotiert.

Der Sieg in der ersten Qualifikation ging an Peter Platzer und My Way Fortuna. Und zwar in hochüberlegenem Stil: Der Hengst übernahm sofort die Führung und degradierte seine nur hauchdünn voneinander getrennten und allzu heftig unterstützten Verfolger Mighty Meerswal (Jani Rosenberg) und DeAngelo ForChildren (Tom Karten) letztendlich zu Statisten.

Der zweite Lauf entwickelte sich zu einem Gala-Auftritt von Emma Stolle und Eclectic, die zur 14,8-fachen Quote sträflich unterschätzt worden waren. Die Stute hatte bereits bei ihrem Sieg im September bewiesen, was sie kann. Und nachdem Emma Stolle sie in der Startphase sofort in den direkten Windschatten des Piloten Honey Bear (Julia Holzschuh) geführt hatte, erfolgte die punktgenaue Landung. Genau auf der Linie hatte Eclectic Honey Bear kalt erwischt.   

Sonntag:

Für die Amateure standen die Qualifikationsläufe drei und vier für die Europameisterschafen an. Zunächst schlug die große Stunde für Thomas Maaßen und Gustavson Be. Der mehrfache Champion der Hobbyfahrer kam mit dem Zehnjährigen blendend zurecht und übernahm mit dem Fuchs offensiv die Spitze. Das ganze Rennen lang drohte keinerlei Autoritätsverlust – Gustavson Be gewann vor One Penny Black (Tom Karten) und Jo Jo Harley (Julia Holzschuh) quasi mit angezogener Handbremse.

Es folgte ein bärenstarker Auftritt von Sarah Kube und Flying Chantall, die zuvor keinen einzigen ihrer 78 Einsätze gewonnen hatte und nun im Alter von acht Jahren zu ihrem ersten Erfolg kam. Und zwar Start-Ziel. Sie war in der Hand der Amazone einfach nicht wiederzuerkennen.

Unmittelbar danach begann das fieberhafte Rechnen, wer denn nun die Gesamtwertung gewonnen hatte. Das Ergebnis: Julia Holzschuh wird Deutschland im kommenden Jahr bei der Europameisterschaft der Damen auf Malta vertreten und Peter Platzer reist zur EM der Männer in Belgien.

 

In den Siegerinterviews ließen die erfolgreichen Fahrerinnen und Fahrer keinen Zweifel daran, was ihnen die Teilnahme und die Chance auf das EM-Ticket bedeuteten. Ihre Emotionalität war ein besonderes Highlight im Berliner Winner Circle!

Julia Holzschuh gelang das Kunststück, mit ihren eher weniger stark eingeschätzten vierbeinigen Partnern (zweithöchste Summe der Eventualquoten aller Teilnehmer*innen!) ohne vollen Erfolg, aber mit stets überdurchschnittlichen Platzierungen den Gesamtsieg zu erringen. Peter Platzer legte mit dem Auftaktsieg vor und hielt mit soliden Ergebnissen seine männliche Konkurrenz auf Distanz. Dass mit Emma Stolle und Sarah Kube zwei Damen auf den Plätzen drei und vier des Gesamtklassements landeten und jeweils ein Rennen gewannen, lässt mit einem Augenzwinkern versehen erahnen, wieso die Amateur-EMs nach Geschlechtern getrennt stattfinden (während es z.B. im Reitsport üblich ist, dass Herren und Damen in einem Wettbewerb antreten).

Die Traber-Allianz bedankt sich herzlich bei allen, die dieses Event möglich gemacht haben, und den acht Teilnehmer*innen. Schon jetzt wünschen wir Julia Holzschuh und Peter Platzer viel Erfolg bei den Europameisterschaften 2024!

 

Titelfoto: www.traberpixx.de / Marius Schwarz